Ich kann euch sagen, wir freuen uns wieder unseren schönen Hauber aus dem Winterdomizil zu fahren. Nach den Monaten in vielen fremden Betten freuen wir uns so richtig wieder in Opa Theo zu leben. Geklappt hat das alles super. Für 60 Euro im Monat haben wir einen tollen Parkplatz nahe dem Flughafen entdeckt und wussten, dass unser LKW in guten Händen ist.
Unser Ziel für die nächsten Wochen ist der Pagasitische Golf bei Volos. Doch vorher wollen wir noch einige Freunde auf der Peloponnes besuchen. Aber das Allererste, daß wir noch in Athen machen, ist eine Gyros-Pita zu essen. Nach drei Monaten Asien läuft uns nur beim Gedanken daran das Wasser im Mund zusammen. Auf dem Weg dorthin halten wir an den heissen Quellen der Thermophylen und am großen Amphitheater zu Epidaurus an.
Mit Melly und Tobi verbringen wir einige Tage am Strand bei Nafplio und lassen unsere LKW´s bei Kostas warten. Abschmieren, Öl- und Filterwechsel und eine allgemeine technische Durchsicht sind bei beiden fällig. Die Zwei werden nach einem Jahr Griechenland gen Deutschland aufbrechen, keine Ahnung, wann wir uns wiedersehen. Und so freuen wir uns, dass Vivi und Sascha, auch auf dem Weg gen Heimat hier in Nafplio aufschlagen. Wir haben uns auf Koh Phayam näher kennengelernt und genießen an den einsamen Stränden die Zeit miteinander. Auch hier wissen wir nicht, wohin die beiden wohl nach ihrem Aufenthalt in D weiterreisen werden.
Und so werden wir euch jetzt mal die unwahrscheinlich vielfältige Landschaft des Pilions vorstellen. Ganze drei Monate sind wir hier unterwegs gewesen. Gnadenlose 780 Kilometer sind wir hier rumgefahren. Ihr seht, es ist ein überschaubarer Flecken Erde, doch sind wir diesem sehr verbunden. Unsere griechischen Freunde Nico und Athene wohnen hier und immer wieder haben wir die beiden in den letzten 25 Jahren besucht. Dieses Jahr ganz klassisch: zum griechischen Osterfest. Diese Schlemmerei lassen wir uns nicht entgehen. Athene ist nämlich eine super Köchin.
Das Pilion gilt für viele als ein echter Geheimtipp Griechenlands. Wir können das nur bestätigen. Einsame Strände, ruhiges Meer im Golf, wilde Ägäis auf der anderen Seite des Bergkamms. Während man im April unten Ostern feiert, ist es in manchen Jahren möglich im Pilion auf knapp 1700 Höhenmeter noch Ski zu fahren. Was für eine tolle Landschaft. Die gesamte Gebirgskette beginnt im Norden und fällt gen Süden hin immer weiter ab. Hier war auch die Heimat der wilden Zentauren. Dichte undurchdringliche Wälder bestimmen die oberen Regionen. Die Ostflanke des Gebirges, die auf die Ägäis hinabblickt, fällt steil zur malerischen, rauen, sehr felsigen Küste hinab. Am Strand Damouchari wurde übrigens der erste Mama Mia Film gedreht. Viel sanfter und auch wärmer präsentiert sich die Westküste, wo der Pilion mit zahllosen Buchten und schönen Stränden den Pagasitischen Golf umschmeichelt.
Wenn man hier in dieses Gebiet reist, trifft man auf Volos, das Tor zum Pilion. Eine Industriestadt, mit wenig Flair, einer netten Hafenpromenade, für uns ein Ort, wo wir alles Mögliche erledigt bekommen. Was jeder Grieche kennt, ist eine örtliche Spezialität: Tsipouro – Traubenschnaps. Mit einer kleinen Flasche bekommt man einige Tellerchen mit unterschiedlichen fangfrischen Spezialitäten aus dem Meer. Das Ganze nennt sich Meze und die dazugehörige Taverne Tsipouratiko. Was sind wir da schon mit Nico und Athene in früheren Zeiten abgestürzt.
Verlässt man Volos, taucht man gleich ein in den echten Pilion. Viel unberührte Natur, alte Olivenhaine, blühende Obstplantagen, Bäche, historische Dörfer mit viel Tradition und immer das Meer in Sichtweite. Unser Lieblingsdorf ist Argalasti, das Zentrum des südlichen Pilions.
Steingepflasterte Wege, malerische Häuser, das gesamte Erscheinungsbild mit der wunderschönen Platia und den traditionellen Tavernen, auf uns übt dieser Ort eine echte Anziehungskraft aus. Jeden Samstag ist Kunsthandwerker- und Bauernmarkt, herrlich wie sich der ganze Ort füllt und was wir für leckere Sachen erstehen können.
Hier finden wir die besten Plätze, um mit Opa Theo direkt am Meer zu stehen. Ja, die Strände muss man erst mal suchen. Viele Wohnmobilisten kommen mit dem Pilion und den oft sehr engen Straßen nicht so klar. Wir als Insider fühlen uns hier richtig wohl.
Es ist wirklich schwierig aus der Fülle von Eindrücken und Orten irgendwelche weiteren Favoriten herauszufinden. Ob es nun die vielen Bergdörfer wie Makrinitsa und Zagora sind, die sich an den Gebirgshängen festkrallen. Oder die vielen Steinhäuser mit den schmalen Fensterluken und Fassadenornamenten, die gemütlichen Dorfplätze, die immer noch echte Treffpunkte für Einheimische und Touristen sind, die vielen Kirchen mit ihren Wandmalereien und Altären, die sprudelnden, wasserreichen Brunnen, die kleinen Fischerorte mit ihren schaukelnden bunten Booten….es nimmt einfach kein Ende.
Sanfter Tourismus ist das Zauberwort. Selbst in der Hochsaison finden wir ruhige Ecken. Es ist ein Paradies für Wanderer, Biker und Wasserratten. Die alten Eselspfade zwischen den Dörfern werden heute noch (meist) als Wanderrouten gepflegt. So lassen wir uns auf unseren Touren durch blühende grüne Wiesen, Olivenhaine, Platanenwäldern und wilde Schluchten treiben, und immer wieder erhaschen wir einen Blick auf das tiefblaue Meer.
So fahren wir von Ort zu Ort, essen abends fangfrischen Fisch in den Tavernen, planschen im Meer und wundern uns, wie schnell die Zeit verfliegt. Immer wärmer wird es, die erste große Hitzewelle kündigt sich an. Der griechisch geprägte Tourismus, sprich die Urlaubssaison, bahnt sich an. Gründe uns zu verabschieden. Wir wollen weiter, ins Epirus. Diese Gebirgswelt wird unsere Sommerresidenz. Wild, leer, hoch, unbekannt. Genau dass, was wir in den Sommermonaten suchen.
Doch wir sehen uns wieder, liebes Pilion.